Ein bisschen stolz bin ich schon

Wido Weyer - Foto: privat

In der Corona-Pandemie fast unbemerkt feiert die Firma Mentor in diesem Jahr 100-jähriges Bestehen. Jost Wagner traf Firmenchef Wido Weyer zum Interview.

„Ein bisschen stolz bin ich schon“, sagt Wido Weyer, Vorsitzender des WKE und Chef von Mentor, einem Unternehmen für Lichttechnik. Mehr als 700 Mitarbeiter arbeiten für Mentor, 220 davon allein in Erkrath.

Wäre der kleine Wido stolz auf den großen Wido?

Wido Weyer: Ich glaube ja, weil der kleine Wido damals immer ein wenig zu seinem Vater aufgeschaut hat. Und wenn ich sehe, was wir aus der Firma meines Vaters entwickelt haben, dann macht mich das schon ein wenig stolz.

Das ist also gar nicht die typische Geschichte: Vater hat Firma. Sohn übernimmt und verwaltet das Erbe? Sondern eher: Die Erfolgsgeschichte geht weiter?

Wido Weyer: Mein Vater hat mir völlig freigestellt, was ich später einmal machen werde. Und ich glaube, sich für so ein Unternehmen zu interessieren und dann am Ende des Tages auch die Möglichkeit zu haben, die Firma weiterzuentwickeln, ist – ich will nicht sagen, etwas Besonderes – aber das muss man schon wollen. Es reicht nicht, sein Erbe anzutreten und es zu verwalten, sondern man muss auch tausendprozentig dahinterstehen. Das geht nicht anders.

Wie lange ist die Übernahme der Firma her?

Wido Weyer: 17 Jahre.

War am Anfang Dein Vater noch mit in der Firma?

Nein, mein Vater war damals schon krank. Er ist 2002 schwer erkrankt und 2003 dann gestorben. Ich bin seit 2002 wieder im Unternehmen.

Wieder?

Wieder heißt, dass es wie in jedem guten Familienunternehmen auch mal atmosphärische Störungen gab. Ich hatte schon fünf Jahre von 1992 – 1997 in einer Tochterfirma gearbeitet und wollte etwas höher hinaus. Das wurde mir verwehrt, weil wir auch private Probleme miteinander hatten, wie es in vielen mittelständischen Unternehmen zwischen Vater und Sohn vorkommt. Dann habe ich es vorgezogen, das Unternehmen zu verlassen

Wie hat sich das Unternehmen seit der Übernahme entwickelt?

Ich bin besonders stolz darauf, dass wir in einem Markt, den man auch als „Haifischbecken“ bezeichnet – nämlich dem Automobil-Zulieferer-Markt – eine sehr, sehr gute Rolle spielen und uns auch gegen Großunternehmen behaupten können.

Das geht aber nur durch Innovationen, durch eine permanente Weiterentwicklung in unserem „Kernfeld“  Licht, und das ist uns in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gelungen.

Wichtig sind neben den Erfolgen vor allem die Krisen. Welche Krisen habt ihr bewältigt?

Wido Weyer: Ich musste bisher zwei Krisen überstehen. Die erste war die Finanzkrise, die im Jahre 2008 begann und uns auch das gesamte Jahr 2009 begleitet hat. Da hat die Firma Mentor 30 Prozent Umsatzrückgang hinnehmen müssen. Es ist dann natürlich auch schwierig, alle Mitarbeiter an Bord zu behalten.

Man muss einen kühlen Kopf bewahren und am Ende des Tages hat sich das auch ausgezahlt.

Im Jahr 2010 ging es dann wieder sehr steil bergauf. Aus dieser Krise haben wir gelernt. und das kommt uns auch jetzt in der schwierigen Situation 2020 zugute.

Wenn Du ganz knapp drei Werte, die von Deiner Führung, Deiner Persönlichkeit aus durch dieses Unternehmen „wehen“, welche drei Werte wären das?

Wido Weyer: Ich glaube, dass wir ein soziales Gewissen haben.

Ich glaube, dass man alles, was man seinen Mitarbeitern abverlangt, vorleben muss.

Und ich glaube, dass der Respekt voreinander eine entscheidende Bedeutung hat. Ich glaube, das sind wichtige Werte, die wir hier im Unternehmen aktiv vertreten.

Führt das dazu, dass Ihr kaum Fluktuation habt?

Wido Weyer: Die Fluktuation ist relativ gering bei uns. Wir haben viele Mitarbeiter, die schon 20, 30, 40 Jahre hier sind. Ich denke, dass sich die Mitarbeiter in hohem Maße mit dem Unternehmen identifizieren.

Du hast ein spezielles Hobby. Was ist das?

Wido Weyer: Oldtimer? Fortuna? (lacht)

Ja, ich bin schon seit vielen Jahren ein großer Anhänger alter Autos und ich habe mir eine kleine Sammlung zugelegt.

Auf welchem Auto hast Du fahren gelernt?

Wido Weyer: Auf einem VW Käfer

Was ist Dein Lieblings-Oldtimer?

Wido Weyer: Es gibt zwei, die mir wirklich am Herzen liegen: Der VW Bulli T1 und der VW Fridolin, das alte Postauto.

Kommen wir zum zweiten Hobby. Ich habe neulich gehört, dass Du ein Telefongespräch mit den Worten „95 olé“ beendet hast!?

Wido Weyer: Ja, einmal Fortuna, immer Fortuna. Hobbies sollten ja in der Regel Spaß machen. Dieser Verein nötigt einem aber auch etwas an Nerven ab, das kann ich nicht wegdiskutieren. Allerdings ist das wie in einer Ehe. Es gibt gute und schlechte Zeiten und man bleibt trotzdem zusammen. Und so ist es auch mit mir und Fortuna.

Wenn Du drei Wünsche freihättest, welche wären das?

Wido Weyer: Ja, über allem steht natürlich immer die Gesundheit. Man möchte nicht nur gesund, sondern auch aktiv sein…und das am liebsten mit meiner Frau, die ich im Juni geheiratet habe.

Ich möchte, dass meine Kinder die Entwicklung machen, die sie sich wünschen und vorstellen. Und das geht absolut in die richtige Richtung.

Und am Ende wünsche ich mir, dass auch die Firma weiterhin Bestand hat, auch über meine Aktivität hinaus.

Wäre es schön für Dich, wenn Du die Firma weitergeben könntest und in der Familie bleibt?

Wido Weyer: Das ist in allen Firmenteilen so gewünscht, ja.

Und wie ist die Chance, dass das so passiert?

Wido Weyer: 100 Prozent

Herzlichen Dank für dieses wundervolle Interview!